Die Wurzeln unseres heutigen Sportkegelns liegen weit zurück, etwa 5500 Jahre um genau zu sein. Zu diesem Ergebnis kamen entsprechende Ausgrabungen im antiken Ägypten, bei denen man Teile eines Kinderkegelspiels fand. Es wird vermutet, dass auch die germanischen Stämme eine Art Vorläufer des heutigen Kegelspiels betrieben haben. Dabei wurde mit Steinen oder anderen Gegenständen ein Zielwerfen auf Knochen veranstaltet.
Im heutigen Europa sind Kegelspiele seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen, erstmalig in Rothenburg ob der Tauber um 1157. Zu dieser mittelalterlichen Zeit ging es beim Kegeln aber nicht vorrangig um den Sport, sondern eher um ein Glücksspiel, auf das Wetten abgeschlossen werden konnten. In der Folgezeit wurde das Kegelspiel deshalb ganz oder teilweise verboten oder mit anderen Restriktionen belegt. All diese Maßnahmen schadeten der Beliebtheit des Kegelns aber kaum.
Parallel zum Kegeln entstanden auch noch andere Kugelspiele. So zum Beispiel Boccia oder Boule, deren Anfänge in der Zeit des Römischen Reiches lagen.
Die sportliche Bedeutung des Kegelns entwickelte sich etwa im 19. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden auch die ersten Gesellschaften und Vereine gegründet. Die ersten Verbände wurden 1884 im Ruhrgebiet und 1885 in Dresden ins Leben gerufen. Unter dem Dach des Deutschen Kegler- und Bowlingbundes sind heute in Deutschland folgende vier Disziplinverbände organisiert:
All diese Verbände unterscheiden sich hauptsächlich nach der Form der Bahn, auf denen die Wettkämpfe ausgetragen werden.
Ähnlich wie auch in anderen Sportarten werden die Meisterschaften im Sportkegeln in verschiedenen Ligen gespielt. Angefangen bei der Bundesliga bis hinunter in die verschiedenen Kreisligen und Kreisklassen. Aber alle haben das gleiche Ziel: Mit der zur Verfügung stehenden Anzahl an Würfen, so viel wie möglich Kegel umzuwerfen.
Ab der Kreisliga besteht eine Mannschaft aus mindestens sechs Stammspielern. Dazu kommen noch verschiedene Ersatzspieler. Bis zur Saison 2013 / 14 waren auch die die Anzahl der Würfe unterschiedlich. Bei den Herren wurden auf Classic-Bahnen ab Bezirksebene 200 Wurf, darunter 100 Wurf gespielt. Die Damen spielten in Ihren Wettkämpfen immer 100 Kugeln. In der Zwischenzeit wurde das Spielsystem in unserem Kreisverband vereinheitlicht. In allen Staffeln werden die Wettkämpfe jetzt über eine Distanz von 120 Kugeln ausgetragen.
Auf denen in unserer Region verbreiteten Classic-Bahnen werden die Würfe dabei in zwei verschiedenen Varianten kombiniert. So werden bei 120 Kugeln jeweils vier mal 15 Würfe in die Vollen und 15 Würfe Abräumer gespielt. Nach 30 absolvierten Kugeln wird die Bahn gewechselt.
Die Kegel bestehen heute aus einem stabilen Kunststoff. Auf der Classic-Bahn sind aktuell zwei verschiedene Typen anzutreffen. Die gerade geformten Kegel (alte Form) mit dem König in der Mitte oder die neue »baurige« Variante, bei der alle Kegel gleich sind. Von Letzterem erhofft man sich höhere Spielergebnisse und auch Vorteile beim Abräumerspiel.
Unser Spielgerät, die Kugel, besteht aus einem Phenolharz, welches ebenfalls sehr abriebfest und widerstandsfähig ist. Im Erwachsenenbereich beträgt der Durchmesser der Vollkugel 16cm, bei Jugendlichen und Kindern sind es zwei Zentimeter weniger. Regional unterschiedlich ist die Verwendung von Lochkugeln geregelt, die ab einer bestimmten Altersgrenze genutzt werden können.
Kegel (neue Form) | |
Höhe: | 400 mm |
Masse: | 1660 (± 30) g |
Höhe Schwerpunkt: | 171 (± 4) mm |
Kegel (alte Form) | |
Höhe: | 400 mm |
Höhe Kegel 5 (König): | 430 mm |
Masse: | 1750 (± 30) g |
Masse Kegel 5 (König): | 1780 (± 30) g |
Höhe Schwerpunkt: | 162 (± 3) mm |
Kugel | |
Masse: | 2818 - 2871 g |
Durchmesser: | 160 (± 0,5) mm |
Lochkugel | |
Durchmesser: | 160 (± 0,5) mm |
Lochtiefe: | 55 mm |
Lochdurchmesser: | 28 mm |
Lochabstand: | 60 mm |
Auch bei den Kegelbahnen hat in den vergangenen Jahrzehnten der technische Fortschritt unübersehbar Einzug gehalten. Früher wurden die Kegel nach jedem Wurf per Hand von Kegeljungen aufgestellt. Diese erhielten dafür meist ein kleines Handgeld sowie ein kostenfreies Essen. Die erste Bahn mit automatischer Aufstellung wurde 1956 in Berlin in Betrieb genommen. Heute sind moderne Kegelbahnen mit rechnergestützten Systemen ausgerüstet, welche den Stellautomaten und die verschiedenen Anzeigen steuern sowie eine schnelle Ergebnisauswertung liefern. Lichtschranken auf der Bahn erkennen das Übertreten und messen die Geschwindigkeit der Kugel. Am Steuerpult, welches meist auch über einen kleinen Ergebnisdrucker verfügt, können verschiedene Trainings- und Wettkampfprogramme eingestellt werden.
Die Laufflächen der Kegelbahnen werden je nach Bahnart aus Holz oder Kunststoff hergestellt. Für die Classic-Bahn war früher Asphalt sehr verbreitet, woher auch der alte Name »Asphalt-Bahn« kommt.
Jede Bahn hat im hinteren Bereich über der Kegelstandfläche eine eigene Anzeigetafel. Diese hat sich im Laufe der Jahre auch immer weiter verbessert. Während auf alten Bahnen meist nur die gefallenen Kegel angezeigt wurden, stehen auf modernen Anlagen viele weitere Informationen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem:
Einige Kegelbahnen haben darüber hinaus eine Anzeige für das aktuelle Mannschaftsergebnis. So kann auch während eines Wettkampfes immer der gegenwärtige Stand beurteilt werden. Auch der Datenexport zu einem Computer ist auf neuen Bahnen zum Teil möglich.
In Deutschland werden, je nach Region, drei verschiedene Bahntypen genutzt. Die Classic-, die Bohle- und die Scherenbahn. Da sich das Spielen auf diesen drei Bahnarten zum Teil sehr unterscheidet, werden auf jeder dieser Bahnen auch eigene Meisterschaften veranstaltet.
Classic-Bahn | Bohle-Bahn | Scheren-Bahn | |
Länge der Kegelbahn | 19,50 m | 23,50 m | 18,00 m |
Breite der Kegelbahn | 1,34 m | 0,35 m | 0,35 m ... 1,20 m |
Länge des Anlaufes | 5,50 m ... 6,50 m | 5,50 m ... 6,50 m | 5,50 m ... 6,50 m |
Kegelstellfläche | 1,00 m x 1,00 m | 1,00 m x 1,00 m | 1,00 m x 1,00 m |
Kegelabstand | 0,25 m | 0,25 m | 0,25 m |
Abräumerspiel | Ja | Nein | Ja |
Form der Kegelbahn | |||
Oberfläche | Kunststoff, früher Asphalt | Holz oder Kunststoff | Holz oder Kunststoff |
Eigenschaften | die Bahn ist absolut plan und auf ihrer gesamten Fläche waagerecht | die Bahn ist leicht gekehlt und steigt auf ihrer Länge 10 cm an | die Bahn ist leicht gekehlt und steigt auf ihrer Länge 10 cm an, nach 9,50 m verbreitert sich die Bahn scherenartig |
Regionale Verbreitung | Süd- und Ostdeutschland | Norddeutschland | Westdeutschland sowie teilweise in Hessen und Niedersachsen |