Am ersten Maiwochenende stand bei Kegelsportverein Wilkau-Haßlau der lange geplante Vereinsausflug an. Bei schönem Wetter trafen wir uns am Samstagmorgen zur gemeinsamen Fahrt in Richtung Thüringen.
Im fünfundzwanzigsten Jahr der Deutschen Einheit führte uns der Weg zunächst zurück in die Geschichte des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. An der ehemaligen innerdeutschen Grenze, zwischen dem Bundesland Hessen und dem damaligen Bezirk Suhl, besuchten wir das Grenzmuseum in Geisa sowie den amerikanischen Stützpunkt »Point Alpha«. An dieser Stelle, die als einer der heißesten Punkte im Kalten Krieg galt, standen sich NATO und Warschauer Vertragsstaaten jahrzehntelang in direkter Konfrontation gegenüber.
Im »Haus auf der Grenze« werden die Geschichte und der Aufbau der Sperranlagen sowie das weitere Grenzregime der DDR und die Aufgaben der Grenztruppen thematisiert. Aber auch das Leben der Bevölkerung an und mit der deutsch-deutschen Grenze steht im Fokus. Viele Zeitzeugen aus der Region berichten hier über Ihr Leben im Sperrgebiet, zu Zeiten, als das Militärbündnis des Warschauer Paktes hier seinen westlichsten Vorposten hatte. Erschreckend realistisch waren auch die hier ausgestellten Planungen und Szenarien für einen möglichen Krieg rund um das Gebiet von Fulda.
Nach wenigen Minuten zu Fuß auf dem ehemaligen Kolonnenweg, vorbei an original erhaltenen Grenzanlagen und einem ehemaligen Wachturm der DDR Grenztruppen, erreichten wir das US-Camp »Point Alpha«. Dieser amerikanische Beobachterstützpunkt ist weitestgehend erhalten geblieben und jetzt für Besucher frei zugänglich. Auf diesem Gelände verrichteten 40 Jahre lang Angehörige der US-Army ihren Dienst auf der Seite der NATO. Auch hier erzählen Zeitzeugen ihre Geschichte und geben Erklärungen zu den Gebäuden auf dem Gelände sowie der damals genutzten Militärtechnik. Ein erst 1985 errichteter Beobachtungsturm im US-Camp gestattet einen Blick auf den Verlauf der ehemaligen Grenze.
Mit vielen Eindrücken und historisch interessanten Informationen aus der jüngeren deutschen Geschichte beendeten wir unseren Rundgang mit einem kleinen Mittagsimbiss im ehemaligen Offizierscasino des US-Camps.
Anschließend ging unsere Fahrt weiter durch die Rhön und den Thüringer Wald zur Falknerei und Greifenwarte am Rennsteig. Nach einem kurzen Rundgang durch die mitten im Wald gelegene Anlage begann die Flugvorführung der Greifvögel. Adler, Bussard, Falke und Co. zeigten dabei ihre Gewandtheit in der Luft und ihre Fähigkeiten bei der Jagd. Interessant auch, der völlig lautlose Flug einer Eule. Dieser wurde bei unserem Besuch von einem Uhu demonstriert, der demnächst auch einen Auftritt im Kinderkanal hat.
Wir erlebten die Tiere hautnah in der natürlichen Umgebung der Falknerei. Der eigentliche Höhepunkt für uns war jedoch, als ein Greifvogel auf dem eigenen Arm landete. Von den Mitarbeitern der Greifenwarte erhielten wir auch Einblicke in den Artenschutz und die Zuchtprogramme sowie viel Wissenswertes zur Lebensweise und dem Vorkommen der Tiere.
Nicht weit entfernt von der Falknerei, bezogen wir am Abend unser Quartier in unmittelbarer Nähe des Inselsberges und ließen einen erlebnisreichen Tag bei einem gemeinsamen Abendessen langsam ausklingen.
Am nächsten Tag besuchten wir die Oberweißbacher Bergbahn. Diese Anlage besteht aus der Standseilbahn und einer kurzen Flachstecke nach Cursdorf, die mit Elektrotriebwagen bedient wird. Im September 1919 begann der Bau der Bahnlinie, ab 1922 wurden Güter transportiert und im Januar 1923 erhielt die Oberweißbacher Bergbahn die Freigabe zum Personentransport. Im Jahr 2002 wurde die Standseilbahn rekonstruiert und im Dezember des gleichen Jahres wiedereröffnet. Mit einer Spurweite von 1800 mm ist die Oberweißbacher Bergbahn übrigens die einzige breitspurige Standseilbahn in Deutschland.
Wir fuhren, mit einem offenen »Caprio-Wagen«, von der Talstation Obstfelderschmiede in einer guten Viertelstunde zur 1,35 km entfernt gelegenen Bergstation Lichtenhain. Dabei überwindet die denkmalgeschützte Bahn einen Höhenunterschied von 323 Metern, bei maximal 25 Prozent Steigung. Oben angekommen unternahmen wir eine Führung durch das Herzstück der Anlage, dem Maschinenhaus. Unser Begleiter von der Bergbahn erklärte das Antriebs- und Bremssystem, die Seilführung über die verschiedenen Scheiben und Umlenksysteme sowie die notwendigen Sicherheitseinrichtungen. Zusammenfassend kann man feststellen, dass es schon einer ausgeklügelten Technik bedarf, um einen sicheren Personentransport zu gewährleisten oder im Gütertransport einen Wagen mit 52 Tonnen Masse in Bewegung zu versetzen.
Für uns ging es danach weiter mit einer Fahrt auf der Flachstrecke der Bergbahn. In wenigen Minuten erreichen die kleinen Triebwagen der Baureihe 479 zuerst Oberweißbach-Deesbach und danach die Endstation in Cursdorf.
Gestärkt mit einer Thüringer Bratwurst ging es nach dem Mittag zurück in die sächsische Heimat. Wer sich für weitere Fotos unseres Ausfluges interessiert, dem sei ein Besuch auf der Homepage unseres Vereins im Internet empfohlen.
Wer sich für die – im wahrsten Sinne des Wortes – »umwerfende« Sportart begeistern kann oder auch in den Kegelsport nur mal »reinschnuppern« möchte, der ist bei uns immer gern gesehen. Wir treffen uns jeden Freitag, ab 16:30 Uhr, in der Kegelbahn Reinsdorf (Schachtstraße). Einfach mal vorbeikommen und die Kugel ins Rollen bringen. Durch die langjährige Erfahrung unserer Mitglieder finden gerade auch Anfänger bei uns immer einen kompetenten Ansprechpartner der mit Rat und Tat zur Seite steht.
Für weitere Informationen oder Anfragen ist unsere Vorsitzende, Frau Nadine Oeser, per eMail unter vorstand@ksv-wilkau-hasslau.de zu erreichen oder freitags einfach zum Training bei uns reinschauen. Mehr von uns gibt es wie immer online unter www.ksv-wilkau-hasslau.de.
Kegelsportverein Wilkau-Haßlau
Torsten Peukert
Dieser Artikel wurde im Stadtanzeiger 06/2015 von Wilkau-Haßlau veröffentlicht.